Es war Mitte Oktober als mich ein Brief der PROBIS Hannover ereilte, ob ich denn nicht mal die Fuji GFX50s testen möchte. Da ich gegenüber der Optimierung von Bildqualität immer aufgeschlossen bin, nahm ich dieses Angebot gerne an. Nach freundlicher Rücksprache wurde aus einem Tag schnell ein ganzes Wochenende. Besonders interessierte mich natürlich, wie die Fuji sich gegen die Nikon D800 schlägt. Schließlich wird sich am Ende die Frage stellen ein Fuji GFX upgrade durchzuführen oder doch weiterhin eine D850 wohlwollend in Betracht zu ziehen.
Um jeden Shitstorm vorzubeugen, dies soll nur ein rein subjektiver, meßwertfreier Bericht sein, in dem ich lediglich meine Eindrücke weitergeben möchte.
Bildqualität der Fuji GFX 50s
Kurz und gut, die Fuji GFX50s packt zu der sehr guten Qualität der D800 in allen Belangen nochmal oben einen drauf. Mehr Details, mehr Kontrast. Die Bilder wirken plastischer, wertiger. Mit dem richtigen Licht zeigt die Nikon aber auch ihr Potential und arbeitet sich an die Bildqualität der Fuji GFX50s immer wieder ran. Der Unterschied ist aber, bei der Fuji kriegt man das recht einfach und ohne großen Aufwand. Bei der Nikon muß man schon alle Lichttricks auspacken um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.
Rauscht die Fuji GFX 50s eigentlich
Ich bin mir da nicht so sicher und eigentlich würde ich sogar soweit gehen, dass Rauschen der Fuji ist vernachlässigbar. Selten habe ich eine Kamera in der Hand gehalten, wo man mit ISO spielen kann ohne sich große Gedanken machen zu müssen wie ich evtl Rauschen weg bekomme. Zur D800 ist das überhaupt kein Vergleich und wirklich außergewöhnlich gut.
Hadern mit dem Weißabgleich
Der Weißabgleich der Fuji schwächelt in manchen Situationen. Das bin ich eigentlich nicht mehr gewohnt, die Nikon ist da annähernd perfekt. Bei 160 Bildern ist das aber nur bei 6 Aufnahmen aufgetreten und die waren bei sehr schwierigem Licht.
LowLight und Unterbelichtung
Richtig toll ist das LowLight-Verhalten bzw das Arbeiten mit gezielten Unterbelichtungen bei der Fuji GFX50s. Mann kann ohne Probleme 3 Blenden unterbelichten und es gehen selbst in den Tiefen kaum Details verloren. Die Hauttöne sind sauber dargestellt, die Farben stimmen und die Verläufe von Hell ins Dunkel sind extrem fein abgestuft. Aus meiner Sicht ist das wirklich herausragend und wird von der D800 in dieser Qualität nicht erreicht.
Fuji GFX 50s: Aufnehmen wie in alten Zeiten
Ein Blendenring, mein Herz fing an zu hüpfen. Sogleich kam die Erinnerung an meine erste richtige Kamera aus den 1990ern zurück. Arbeiten mit Zeit, ISO und Blende macht wieder richtig Spass. Eine große Lichtwaage im Sucher gibt einem die nötige Information. Nicht mehr dieses Fummeln mit den Einstellräder, drücken der Fn1 Taste oder doch Rädchen xy. Warum schafft Nikon und Canon das eigentlich nicht, ist doch so einfach.
Der elektronische Sucher bzw Bildschirm liefert sofort das richtige Bild, ob über- oder unterbelichtet. Die Darstellung stimmt und lädt zum intuitiven Arbeiten ein. Der Sucher ist von seiner Auflösung ok, man kann gut mit ihm arbeiten. Nichts desto trotz wäre etwas mehr Auflösung und weniger Bildschirmrauschen schöner. Kann mir vorstellen, dass Fuji da in den nächsten Jahren nachbessert.
Bei allem Lob über die Belichtungssteuerung, auch Fuji verzichtet nicht auf Einstellräder für kleine Finger und Tasten mit „ohoh weichem Touch“. Die Japaner brauchen das anscheinend für ihr Wohlbefinden und es scheint auch notwendig um alle Funktionen der Fuji nutzbar zu machen.
Fuji GFX 50s Handling und Inventar
Die Fuji wiegt in der Kombination mit dem 63mm 1400gr, ist einen Tick größer, aber auch 200gr leichter als die Nikon. Ok, jetzt hatte ich ein 50mm Zeiss Objektiv auf der Nikon. Nichts desto trotz liegt die Fuji besser in der Hand, die Gewichtsverteilung ist trotz dem recht großem 63mm Objektiv ausgeglichener.
Nun gehöre ich eher zu den wenig Fotografierern, ich schaue halt sehr lange und mache wenig Bilder von denen ich schon bei der Aufnahme sehe, das es nichts wird (alte Analogschule). Die Fuji kommt dem entgegen, sie ist halt etwas langsam. Nach jedem Bild nimmt sie sich ein wenig Zeit bis die Aufnahme verarbeitet und abgespeichert ist. Das empfand ich nicht als schlimm, auch wenn die Fuji sich damit für Sportaufnahmen oder schnelle Reportagen disqualifiziert. Unzureichend ist dahingehend die Akkulaufzeit, nach 130 Bildern war Schluß und ein Akkuwechsel stand an.
Fuji GFX 50s und Lightroom
Will man die Vorteile der Fuji voll ausnutzen so wird man eher im RAW Format fotografieren. Die Dateien sind megagroß. RAW unkompremiert 110MB, RAW kompremiert 30MB. Bei Kompremierung habe ich den Eindruck, das die Details im Lichten/Tiefen Bereich leiden, aber da kann ich mich auch täuschen. Nach meiner Bildersession hatte ich 20GB bei ca 160 Bildern, dass ist schon ein Pfund.
Lightroom classic CC kommt selbst mit den großen RAW Formaten gut zurecht. Die Bilder werden akzeptable schnell geladen und lassen sich gut bearbeiten. Hat man diese Datenmengen erst mal auf dem Rechner, so konnte ich keine wesentlichen Unterschiede in der Verarbeitung zu den Nikon-RAWs feststellen.
Die Fuji liefert direkt aus der Kamera tolle Bilder ohne dass ich mich da groß mit den Styling-Einstellungen beschäftigt habe. Ich hatte teilweise gar keine Idee was man noch in Lightroom verbessern kann, so wie ich das bei der Nikon häufig mache (siehe Leica Look, Capture-NX-D) . Das hieße am Ende ja eigentlich, man kann mit der Fuji wieder viel mehr Out-of-Cam arbeiten und die Bildbearbeitung spielt nicht mehr so die Rolle.
Fazit
Die Fuji ist eine tolle Kamera. Es war eine sehr interessante Erfahrung mit ihr mal arbeiten zu können. Vielen Dank dafür nochmal an das PROBIS-Team in Hannover. Ein Umstieg in die Fuji GFX-Welt hieße aber meine doch recht umfangreiche Nikon Ausrüstung aufzulösen. Zwar würde man sich dadurch sicher eine bessere Bildqualität erkaufen, die Nikon ist aber nicht deutlich schlechter. Bei beiden Kameras bewegt man sich bei der Bildqualität auf Champion-Niveau, wobei die Fuji sicher Endspielchancen hat und für die Nikon wohl im Halbfinale Schluß wäre. Dafür würde man aber zusammen mit Objektiven so das 2-3 fache an Geld in die Hand nehmen.
Schlecht für die Fuji sieht es aus wenn man eine Allroundkamera sucht. Sportfotografie und überall da wo es auf Geschwindigkeit ankommt wird mit ihr nur sehr mühsam möglich sein.