Großformat digitalisieren

Großformat digitalisieren ist nicht ganz trivial wenn man großartige Abzüge von analogen Filmen bekommen will. Professionelle Scanservice kosten ein kleines Vermögen. Scanner, wie ein Hasselblad Flextight, werden gar nicht mehr hergestellt und selbst gebraucht sind diese Geräte noch fast unerschwinglich. Wer einen Workflow mit geringen Kosten sucht bekommt hier vielleicht eine Anregung.

Großformat digitalisieren mit einer Low-Cost Lösung

Wer eine Low-Cost Lösung zum digitalisieren von Großformatnegativen sucht braucht nicht über Scanner nachdenken. Es bleibt also nur die Negative mit einer Digitalkamera im Durchlicht abzufotografieren. Für ein solches Unterfangen benötigt man eine robusten Ständer, einen Lichttisch, eine digitale Kamera und ein Makroobjektiv.

Großformat digitalisieren nikon

Nach einigem rumprobieren schwöre ich auf einen schweren Kaiser Reproständer. Die Dinger kosten neu um die 1000 Euro (zb Kaiser RS 1). Gebraucht gibt es die aber auch schon für um die 100 Euro.

Beim Leuchttisch muß man darauf achten, dass er auf eine Farbtemperatur von 5600k kalibriert ist. Man kann zwar mit der Farbkalibrierung der Kamera Korrekturen vornehmen, wer sich aber das Leben etwas leichter machen will sorgt dafür das man eine klare Farbumgebung bekommt. Es gibt Geräte unter 100 Euro von Walimex, Dörr oder auch Kaiser die alle tun was sie sollen.

Die Digitalkamera liegt im eigenen ermessen. Bei mir kommt die Nikon D850 zum Einsatz. Mehr Auflösung ist nicht schlecht, aber auch nicht zwingend erforderlich. Hier liegt nicht unbedingt die Qualität.

Beim Objektiv wird es ernst. Die ersten Versuche habe ich mit einem Makro-Planar 50mm und dem Nikkor Micro 105mm gemacht. Beide liefern halbwegs akzeptabel ab, mit einem Epson V850 können die Ergebnisse mithalten. Low-Cost sind beide Objektive aber nicht.

Irgendwann viel mir dann ein Componon-S 5.6/100mm von Schneider-Kreuznach in die Hand. Es gibt unterschiedliche Varianten von diesem Objektiv. Meines stammte aus der Industrie und wurde bei der Leiterplatten-Qualitätskontrolle eingesetzt. Kosten 60Euro. Um das Ding mit der Nikon zu verbinden bedarf es einem Balgengerät (in meinem Fall Novoflex) und zweier Adapter. Alles zusammen gut 100Euro.

Workflow Großformat Digitalisierung

Mit dem Makroobjektiv gehe ich sehr nahe ran, am Ende entstehen von einem 4×5 Negativ 12 Aufnahmen. Die Aufnahmen werden in RAW erstellt. Dann erfolgt eine Konvertierung in TIFF/16bit mit anschließendem Zusammenfügen mit Photoshop->Photomerge.

Photoshop digitalisierung Großformat
Ergebnis des mit Photomerge erstellen Negatives.

In 2-3 Schritten reduziere ich dann die Bildgröße. Vor jeden Verkleinerungsschritt wird Rauschen (Photoshop-> Filter -> Rauschfilter -> Rauschen entfernen) und Schärfe (Photoshop-> Filter -> Scharfzeichungsfilter -> Scharfzeichnen) optimiert. Bei jedem Verkleinerungsschritt wird die Auflösung erhöht, so das keine Bildinformationen verloren gehen.

Ist die Wunschgröße erreicht wird das Negativ in ein Positiv umgewandelt. Es sollte jetzt ein Positiv mit „analoger Schärfe“ vorliegen. Damit meine ich diese Bildhaptik, wie man sie in der analogen Fotografie kennt. Geht man jetzt nochmal mit dem Schärfetool an das Bild ran, kann man aber auch diese klare digitale Schärfe in das Bild einbauen. Bildinformationen sind so reichhaltig vorhanden, das die Ergebnisse recht überzeugend sind.

großformat scan
„analoge Schärfe“
großformat digitalisieren
digitale Schärfe

Links

Infos Schneider Kreuznach Componon-S 5.6/100mm

Mit der Linhof in der Normandie (digitalisiert mit dem Componon-S 100mm)

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