Wer denkt schon bei der Motivsuche an einen Verkaufsautomat?
In meinem Block berichte ich ganz gerne von kleinen „Übungen“ mit denen ich meine fotografische Fähigkeiten weiter entwickle. Dazu gebe ich mir gerne ein Thema was ich gut vorbereite. Die Wahl von Kamera, Objektiv, Einstellungen, grobe Motive und Look geben mir einen Rahmen in dem ich mich bewegen möchte.
Eine solch „kleine Übung“ ist das Projekt „Verkaufsautomat“. Mit der Nikon D850 und einem 35mm wollte ich einen kleinen Stadtrundgang machen und die kulturell wertvollen Verkaufsautomaten fotografisch entdecken.

Kinder meiner Generation haben noch ein anderes Verhältnis zum Kaugummiautomat. War das nicht für einen 8jährigen eine Art Sozialstation. Dort traf man sich und versenkte mit seinen Sandkastenfreunden die Taschengeldgroschen. Hatte man den Plastikring ergattert war man für einen Tag der Held und von allen umworben. Was gab es mehr?

Nichts von dem dem konnte ich im Jahre 2020 wieder entdecken. Ja, den alten Kaugummiautomaten von den doofen Jungs aus dem Nachbarhaus gab es noch. Rührselig hing er an der Wand, gezeichnet von den Wunden der Jahrzehnte. In meiner Erinnerung war das allerdings mehr eine umkämpfte Kampfzone und weniger Sozialstation.

Meine Enttäuschung verstärkte sich mit jedem Verkaufsautomat. Die Dinger sind keine Skulpturen des Business mehr. Sie hängen in hässlichen, dreckigen Ecken. Wenig einladend, schmierig. Keiner der Automaten schrie nach deinen Groschen. Die Botschaft von den Geräten war mehr: Ja wenn es unbedingt sein muß, dann steck dein Geld in mich rein.

Die Automatenbetreiber geben ihren automatischen Verkaufsstellen einen Look mit blauen Linien, die die Randalierer davon abhalten soll sie noch mehr anzumalen. Mir ging irgendwann durch den Kopf das es nicht ok ist so mit seinen Angestellten umzugehen, auch wenn es nur eine blöde Maschine ist?

Ich habe ihn nicht mehr gefunden, den tollen Automaten bei dem es eine Freude ist seine Groschen reinzustecken.

Jetzt habe ich mich genug über den Niedergang des Automatenbusiness ausgelassen. Meines Erachtens gibt es da noch viel Potential mit einem schönen, frischen Design die Leute zu animieren den Service der Blechdinger anzunehmen. Unsere Fußgängerzonen würden damit auch an Attraktivität gewinnen und wir Fotografen hätten ein lohnendes Motiv mehr. Daran sollten meines Erachtens die Automatenbetreiber auch mal denken ;-).
Wie man es besser machen kann ist wohl nur noch im Museum zu sehen. Das Deutsche Automatenmuseum steht ab heute auf meiner Reiseliste, wenn ich mal in die Gegend komme.
Hier noch ein paar der Dinger, aufbereitet als Objekt des kulturellen Niedergangs.
Die Ladestation
Selbst die modernen Ladestationen der kommenden E-Mobilität sind abstoßend und lassen alles vermissen was eine schöne Maid anziehend macht. Ein solche Pracht muß man einfach unterbelichten, dann sieht es noch schäbiger aus.

Die Fahrrad Reparaturstation
Funktional aber irgendwie auch langweilig.

Der Briefkasten
Die Botschaft dieser postalen Installation kann nur lauten: Schreib eine E-Mail und lass mich in Ruhe!

Der Verkaufsautomat für Zigaretten

Das Telefon

Der schmierige Zigarettenautomat

Der Verkaufsautomat meiner Kindheit

Ein Fotoblog, der viele Informationen zur Verfügung stellt. Insbesondere über Firmen wie Zeiss, Nikon, Canon, Leica, Sony, Olympus, Panasonic, Fujifilm, Sigma, Tokina, Tamron. Ein Blog über Fotografie muß sich auch mit den größten Fotografen ihrer Zeit beschäftigen. Dies sind Anselm Adams, John Wilhelm, Steve McCurry, Tamina-Florentine Zuch, Corinne Vionnet, Thorsten Overgaard, Ragnar Axelsson, Tim Flach, Franziska Stuenkel, Man Ray. Auch andere Blogger aus der Fotografie sind hier einer immer gern gesehener Orientierungpunkt: Ming Thein, Der Stilpirat, Steffen Böttcher, neunzehn72, Krolop & Gerst, kwerfeldein, gwegner. Die Foto Kunst darf natürlich auch nicht fehlen: Andreas Gursky, Thomas Ruff, Thomas Struth, Candida Höfer.
Hallo Dirk,
es gibt wirklich Sachen, die sind schon echt spannend, und dein Thema hier zu finden gehört eindeutig dazu. Ich habe im Dezember ein Fotoprojekt gestartet. „Alte Automaten“. Einerseits arbeite ich mich da auch bisschen an meiner Vergangenheit ab, nehme das aber gleichzeitig zum Anlass, die grundsätzliche Durchführung eines Fotoprojekts zu dokumentieren. Geplanter Abschluß wird wohl irgendwann im Februar sein. Deine Fotos und auch der Text gefallen mir ausgesprochen gut, und ich nehme ein bisschen verwundert und gleichsam schmunzelnd zur Kenntnis, das ausgerechnet zu so einem doch eher ausgefallenen Thema gleich mehrere Leute tätig sind. Dir noch weitere feine Retro-Stellen, und vor allem ein gutes 2021!
Herzlich, Dirk Trampedach
Hallo Dirk, spannend das Du auch auf das Thema angesprungen bist. Bei mir lief das Projekt über 1/2 Jahr. Die ersten Versuche waren nicht berauschend, nach und nach entwickelte sich dann aber die Storie. Ich finde es immer spannend wenn man sich über einen längeren Zeitraum mit einem Thema beschäftigt. Man schaut dann irgendwann anders auf die Automaten, entdeckt das Umfeld und kommt darüber zu einem geschlossenem Bild. Viel Spaß noch bei deiner Geschichte, bin mal gespannt was dabei rauskommt. LG Dirk Fietz
Hi,
ein Fotoprojekt ist ja grundsätzlich erstmal nichts als ein „Trick“, sich Motivation zu verschaffen, dran zu bleiben an der Fotografie. Klar, je mehr das Thema unmittelbar mit einem selbst zu tun hat, umso authentischer und auch wertiger mag es sein. Der spannende Punkt ist für mich der, im Moment des Fotografierens dieser Objekte, das Objekt selbst kurz auszublenden, und die Fotografie einzublenden. Denn, Thema hin oder her, es geht mir ja um die Fotografie. Auf das Ergebnis bin ich wirklich selbst schon gespannt. Da Ausstellungen etc aktuell utopisch sind, werde ich wohl ein Fotoprojektbuch anfertigen.
LG, Dirk Trampedach