Ein völlig ungewöhnlicher Objektivvergleich (Vollformat vs Großformat)

Welchen Sinn macht ein Objektivvergleich Vollformat vs Großformat? Wer jetzt nicht neugierig geworden ist sollte weiterzappen, es wird ab jetzt recht „nerdig“.

Ein schöner Satz an Großformatobjektiven für die Linhof Technika hatte sich bei mir angesammelt. In einigen Foren las ich euphorische Berichte das die Großformatobjektive doch viel besser auflösen als das ganze Vollformatzeug.

Was ist mit dem Farblook? Die Großformatobjektive stammten alle aus den 1980ern. Werden die Farben mit diesen Objektiven korrekt dargestellt oder gibt es vielleicht sogar neue Farblooks?

Dann ist da noch die Frage nach dem Kontrastverhalten. Sind die Nikkore wirklich besser im Feinkontrast oder können die 40 Jahre alten Dinger das vielleicht auch auf eine besondere Art und Weise ?

Diese Fragen motivierten mich zu diesem ungewöhnlichen Vergleich. Dazu war ich seit kurzer Zeit stolzer Besitzer eines Fotodiox Adapter 4×5/Nikon. Damit konnte ich den Test komplett mit der Nikon D850 durchführen, was den Vergleich der Objektive erst möglich macht.

Der Testaufbau

In die Mitte die Linhof Technika, dahinter mit dem Fotodiox Adapter die Nikon D850 und vorne die Objektive. Dazu ein Wasserglas-Sujet aus etwas komplizierten Farben, Tropfen und Licht.

Vollformat vs Großformat konnte starten:

Testaufbau

Die Testkandidaten

Der Master sollte das Nikon 85mm f1.4G sein. Eines der Nikon Top Objektive mit geringen Verzeichnungen und einer meiner treuen Begleiter.

Die Herausforderer aus dem Großformat hießen:

  • Schneider Symmar 150mm (Ein Standardobjektiv aus den 1960ern)
  • Schneider APO-Symmar 150mm (Das letzte von Schneider-Kreuznach produzierte 150mm für Großformat aus den 1990ern)
  • Rodenstock Grandagon 115mm (Ein Gigant im Großformat, riesiger Bildkreis, MC vergütet, fast 1kg Glas)
  • Fujinon CM-W 250mm (Ein noch am Anfang dieses Jahrtausend produziertes Großformatobjektiv mit einer Vergütung auf fast aktuellem Niveau)
APO-Symmar 150mm
Fujinon CM-W 250mm
Grandagon 115mm
Grandagon 90mm
Grandagon 65mm
Linhof Weitwinkeleinstellgerät
Linhof Messsucher
Sekonic Flashmate L-308X
1. Unten rechts APO-Symmar 150mm / 3. Unten Rechts Fujinon CM-W 250mm / 1. Oben rechts Grandagon 115mm

Testbilder

Hier nun die Testbilder mit dem Wasserglas-Sujet. Die Bilder sind nicht nachbehandelt, wurden im RAW Format aufgenommen und dann nach JPEG mit höchster Qualität konvertiert. Mir ist absolut klar das mit ein wenig LR/PS bei jedem Bild noch was zu machen ist. Es geht hier aber um die Qualität des Ausgangbildes.

Nikkor 85mm f1.4G
D850
Nikkor 85mm f1.4G
Schneider Kreuznach Symmar 150mm Nikon D850
Schneider Symmar 150mm
Schneider Kreuznach APO-Symmar 150mm Nikon D850
Schneider APO-Symmar 150mm
Rodenstock Grandagon 115mm Sinar Nikon D850
Rodenstock Grandagon MC 115mm
Fujinon CM-W 250mm Nikon D850
Fujinon CM-W 250mm

Fazit

Jedes der Großformatobjektive liefert meines Erachtens tolle Ergebnisse. Selbst bei dem 60 Jahre alten Symmar 150mm gibt es super Farben und beeindruckende Schärfe. Im Vergleich zum Nikon finde ich, das Alle diesen Analoglook haben.

In ihrer Zeit gehörten diese Objektive mit zum Besten was die Hersteller hinbekommen haben. Der Vergleich zeigt aber auch, das man nicht von Qualität sondern von Charakter reden sollte. Das APO-Symmar mit kräftigen Farben und angenehmer Schärfe (das blaue Wasser leuchtet so schön). Das Grandagon mit etwas mehr Härte im Lichtverlauf. Das Fujinon mit toller Schärfe und etwas weicher als alle Anderen.

Wenn ihr mich fragt könnte ich da keine Reihenfolge abgeben, die sind alle außergewöhnlich. Und der Vergleich zum Nikkor 85mm? Das überlasse ich dem Betrachter.

Noch ein paar Worte zum Fotodiox-Adapter:

Eigentlich haderte ich mit dem Fotodiox-Adapter schon etwas. Das ist kein wirklicher Ersatz für ein richtiges digitales Rückteil, ist fummelig und etwas unhandlich. Dafür kostet es aber nur ein Bruchteil.

Last but not least hat er diesen Vergleichswettkampf aber erst möglich gemacht.

Für Stillleben oder LowCost-Produktfotografie lässt es sich aber durchaus einsetzen. In Kombination mit den Großformatobjektiven werde ich weiter herumexperimentieren. Mit dem Look der Großformatobjektive sollte eine interessante Bildernte durchaus möglich sein.

8 replies on “ Ein völlig ungewöhnlicher Objektivvergleich (Vollformat vs Großformat) ”
  1. Man sollte sich nicht auf die anhaftenden Blasen konzentrieren; die haben sich von Aufnahme zu Aufnahme deutlich verändert. Am überraschendsten ist für mich das sehr gute Ergebnis des Grandagon 115, denn alle Grandagone sind auf einen AM von 1 : 30 optimiert, also überhaupt nicht auf diesen Nahbereich.

  2. Hallo Dirk,

    interessanter Vergleich. 🙂

    Mit welchen Blenden hast du die Fotos gemacht. Ich finde, das solltest du angeben, hat das doch nicht unerheblichen Einfluss auf die Schärfeleistung der Gläser.

    der Karsten

    1. Hallo Karsten,
      die Bilder mit Großformatobjektiv sind mit Blende 16 oder 22 gemacht. Bei dem 85er wurde Blende 5,6 verwendet.
      Gruß
      Dirk

  3. Kannst Du bitte mal erläutern wie genau Du die 850 hinter der Technika genutzt hast? Sind die Aufnahmen jeweils ein KB-Ausschnitt aus dem GF-Bildkreis oder hast Du die 850 jeweils über ganze Format geschiftet und die Einzelaufnahmen kombiniert? Danke

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