Verbessere deine fotografischen Fähigkeiten – Lektion KONTRAST

Kontrast ist der Schlüssel zum besserem Bild!

In diesem Blogeintrag habe ich euch einen Ansatz vorgestellt wie ihr methodisch eure fotografischen Fähigkeiten verbessern könnt. „Einfach mal machen“ und dann die Ergebnisse strukturieren ist in persönlichen, kreativen Entwicklungsprozessen ein sehr erfolgreicher Ansatz. Wenn ihr das einige Zeit gemacht habt, ist es an der Zeit eure Lerninhalte auf wichtige Schwerpunkte zu fokussieren. Ein solcher kann sein, sich mit Kontrasten auseinanderzusetzen und das Wissen darüber in den täglichen Bildreihen zu verarbeiten.

Was sind Kontraste

Seid ihr euch klar was Kontraste sind. Der Begriff ist unglaublich weit gefasst und kann sehr viel sein. In der Fotografie ist es hilfreich Kontrast als Abstand zwischen zwei Extremen zu definieren. Damit wird der Begriff in der Bildgestaltung händelbar. Für den Prozess eure fotografischen Fähigkeiten zu verbessern möchte ich euch 3 Kontraste ans Herz legen.

Der Hell-Dunkel Kontrast

Vermutlich habt ihr bei dem Begriff Kontrast als erstes an helle und dunkle Bildbereiche gedacht, die in einem Bild gegenüberstehen. Ein starker Kontrast reicht von Weiß bis Schwarz, ein schwacher von hellgrau bis dunkelgrau. Super, dann seid ihr schon ganz gut dabei. Ein kontrastreiches Bild hat also schwarze und weiße Bereiche. Am einfachsten lässt sich das natürlich mit Schwarzweiß Bildern ausprobieren.

Hier ein Beispiel aus der Hannover4x5 Serie: kräftige Hell-Dunkel Kontraste geben dem Bild eine besondere Tiefe

Bei Farbbildern gilt genau das gleiche wie bei Black&White. Die Hell-Dunkel Kontraste sind aber etwas komplexer, weil man ja jetzt mit zb einem hellen und dunklem Blau arbeitet.

Farbkontrast

Kontrast ist aber noch viel mehr. Wenn ihr euch mit den Expressionisten auseinandersetzt werdet ihr verstehen das expressionistische Bildwirkung auf starken Farbkontrasten beruhen. Die PopArt Künstler wie Andy Warhol & Co haben 40 Jahre später das arbeiten mit Farbkontrasten weiterentwickelt.

Die Extreme beim Farbkontrast könnt ihr euch am Besten aus dem Farbkreis herleiten. Ein großer Farbkontrast entsteht, wenn ihr zb Gelb und Blau in euren Bildern einbaut. Immer wenn Farben im Farbkreis gegenüber liegen spricht man von hohen Farbkontrasten. Bilder wirken dann schnell grell und unruhig. Einen schwachen Farbkontrast erreicht ihr, wenn ihr nebeneinander liegende Farbe verwendet. Gelb und Rot nebeneinander geben Bildern etwas mehr Ruhe.

Farbkreis Kontrast Rot Cyan Blau Gelb
Einfacher Farbkreis zur Veranschaulichung von Farbkontrasten

Wenn ihr eure Bilder im Hinblick auf Farbkontraste beurteilt werdet ihr ein wenig Übung benötigen. Farben haben eine bestimmte Wirkung auf uns Menschen. Rot wirkt immer etwas aggressiv, Blau hat was ruhiges. Ein großer Farbkontrast, zb mit Blau und Gelb kann aber auch sehr aggressiv wirken. Hier wird es sehr kompliziert, aber wenn ihr hier eine tolle Kombi findet die eure Motive besonders herausstellen, dann seid ihr schon dicht an einem eigenem Style. Wahre Farbkontrast Könner der Fotografie sind zb Saul Leiter oder Sarah Moon. Sarah Moon kombiniert zwar häufig eine Farbe mit Schwarz, was ja nun kein Farbkontrast ist. Bei den Bildern, wo sie aber eine 2. Farbe einbaut, entstehen sofort eine andere Lebendigkeit. Das zu studieren kann schon sehr nützlich sein.

Beispiel für Farbkontraste: Die eine Strassenbahn hat kräftige Farbkontraste mit Rot-Cyan. Auf dem anderem gibt es mit Grün-Cyan ein sehr geringen Farbkontrast, das Bild wirkt auch nicht so bunt und fröhlich.

Motiv Kontraste

Wer Motivkontraste nutzt taucht tief ein, in das menschlich Verständnis und alles was unserer Gesellschaft anerzogen ist. Fotografiert doch mal nebeneinander ein Hund und eine Katze. Das Bild wird sofort interessant, weil man uns anerzogen hat, daß sich Hund und Katze gegenüber stehen, sie bilden einen Kontrast.

Die Werbung arbeitet gerne mit Motivkontrasten, ein alter Mann auf klapprigem Fahrrad wird von einem tollen Auto überholt. Das It-Girl neben einer abgerissenen Kassiererin. Alles Motivkontraste die mit unserem Unterbewusstsein arbeiten. Gelingt es euch solche Motivkontraste zu entwickeln, werdet ihr sehr schnell in einer anderen fotografischen Liga spielen, das ikonische Bild ist dann nicht mehr weit entfernt.

Wunderbare Beispiele für Motivkontraste findet ihr in dem Buch DEUTSCHLAND von Alfred Eisenstaedt. Von der unglaublich klaren Bildsprache dieses alten Meisters kann man viel lernen.

Übungen um Kontraste nutzbar zu machen

Wer von euch jetzt den Overflow hat sollte nicht unruhig werden. Es gibt nur richtige Könner der diese 3 Kontraste in einem Bild vereinen. Vielleicht wäre ein solches Bild auch völlig überladen und uninteressant. Ihr solltet euch aber das Handwerk zur Kontraststeigerung erarbeiten, eure Bilder werden dann besser.

Stellt euch kleine Aufgaben und baut sie in in das methodischen Vorgehen zur Verbesserung eurer fotografischen Fähigkeiten ein. Solche Aufgaben können zb sein:

  • Erstellt jeweils ein Bild mit starkem und schwachem Helligkeitskontrast
  • Erstellt ein Bild mit starkem Helligkeitskontrast der Farbe Grün (von sehr hellem Grün bis sehr dunklem Grün) Tip: Schaut euch dazu mal die Sarah Moon Bilder an.
  • Erstellt ein Bild mit schwachem Farbkontrast zb mit viel Grün und Gelb. Einige sehr kleine Bildflächen sollten Magenta enthalten
  • Erstellt ein Bild mit starkem Farbkontrast zb Blau und Gelb. Dazu müssen die meisten Flächen des Bildes mit diesen Farben versehen sein.
  • Erstellt ein Bild mit starkem Farbkontrast, wobei die Flächen der beiden Kontrastfarben eher klein sind. Schaut euch dazu die Bilder von Saul Leiter an.
  • Erstellt ein SchwarzWeiß Bild mit einem starkem Motivkontrast. Macht davon 2 Versionen, einmal mit starkem und einmal mit schwachem Helligkeitskontrast.

Nehmt euch viel Zeit für diese Übungen. Ihr werdet eure fotografischen Fähigkeiten bzw wie man Bilder sieht nur Step-by-Step in euren Kopf reinbekommen. Wenn ihr mehr Sicherheit gewonnen habt, kombiniert die 3 Kontraste und probiert euch aus.

Braucht jedes Bild einen starken Kontrast ?

Ihr solltet euch diese Frage stellen! Es wird euch dabei helfen euren persönlichen Style zu entwickeln. Dazu 2 Beispiele. Fotografen mit starken Kontrasten habe ich euch ja mit Sarah Moon und Saul Leiter schon empfohlen. Wenn jetzt jeder fotografiert wie die beiden Großmeister wäre unsere Welt ganz schön bunt. Alternativ, schaut euch die Bilder von Annie Leibovitz an. Sie arbeitet viel mit schwachen Farbkontrasten. Zum Beispiel dominieren in den Bildern der Queen Gelb und Rot, was ein schwacher Farbkontrast ist. Das Blau des Umhanges, was eigentlich ein starker Kontrast zu Gelb sein würde, reduziert sie fast bis ins Schwarze. Das gleiche bei ihrem ikonischen Bild von John Lennon und Yoko Ono. Die orangenen Hauttöne dominieren. Die blaue Jeans wäre eigentlich ein starker Kontrast, wird aber auch fast bis Schwarz reduziert. Gleiche Vorgehensweise wie bei den Bildern der Queen. Annie Leibovitz erreicht damit etwas sehr interessantes, der Fokus auf das Motiv wird erhöht. Ein tolles Beispiel, wie man mit Kontrasten, ob schwach oder stark, den Bildeindruck beeinflussen kann.

So, jetzt seid ihr daran. Macht die Übungen und probiert euch aus. Lernt von den Besten und entwickelt euren eigen Style. Seid aber nicht frustriert wenn das alles sehr, sehr lange dauert. Auch Annie Leibovitz hat lange rumprobiert und wurde erst in ihrer späten Lebensphase die berühmte Fotografin.

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