Rolleiflex SL66, ein Zufallsprojekt

Sich mit der Rolleiflex SL66 zu beschäftigen hatte ich eigentlich nicht im Fokus. Aber wie es manchmal so ist, aus etwas nicht so schönen entsteht unerwartet Interessantes.

Auf den Bericht eine Rolleiflex TLR zu erstehen bekam ich einige nette Reaktionen. Besonders gefreut hatte mich ein Anruf meines Cousin Carsten Fietz. Er schickte mir ein Bild seiner SL66 mit den Worten: nicht zu verkaufen, aber gerne mal verleihen.

Sind das nicht diese kleinen Momente bei denen Fotografie über das erstellen von schönen Bildern hinausgeht?

Carsten hat seine Leidenschaft dem Turnen verschrieben und in seinem Heimatstädtchen Bunde die sehr erfolgreiche Einradturnshow Akeitu auf die Beine gestellt. Eigentlich hat er nie Zeit, weil er sich um Hochräder, Trainingspläne und Turn-Equipment kümmern muß. Fotografisch unterwegs ist er seit Ewigkeiten und nie einem schönem „Benzingespräch“ über Fotografie abgeneigt. Gesagt, getan, er sendete mir die Kamera zu und ich startete das Zufallsprojekt „Rolleiflex SL66“. Ziel, ein paar schöne Tage haben.

Rolleiflex SL66

Die SL66 ist eine klassische Mittelformatkamera, vollständig mechanisch. Das Licht der Welt entdeckte sie 1966 auf der Photokina und sollte der Hasselblad 500Serie das Wasser abgraben. 1982 gingen die letzten Exemplare vom Band. Die Kamera hatte nie so richtig ihr Nischendasein überwunden, wobei es bis heute eine eingeschworene Fan-Gemeinde gibt. Werner Bruer von Classic Fototechnik hatte mir die Kamera mehrmals wärmsten ans Herz gelegt. Das war aber sicher auch der Tatsache geschuldet, dass er zu den wenigen gehört die eine solche Kamera im dunkeln zerlegen und zusammensetzen, weil sie ihn sein Berufsleben lange begleitet hat.

Übrigens ist die SL66 auch heute nicht nur ein Objekt von Liebhabern und Anhänger historischer Kameras. Einige Produktfotografen bei Volkswagen arbeiten auch heute noch mit der Rolleiflex SL66.

Das Besondere an der Rolleiflex SL66

Erstmal ist es eine 6×6 Mittelformatkamera die mit qualitativ hochwertigen Zeiss Objektiven ausgestattet ist.

Rolleiflex SL66 Objektive Übersicht Distagon Planar Sonnar Tessar
Überblick der Rolleiflex SL66 Objektive

Wechselmagazine, unterschiedliche Sucher und allerlei SchnickSchnack macht die Kamera zu einem professionellen Baukasten. Einen Überblick verschafft ihr euch am Besten in diesem schönen, altem Prospekt, frei zum download:

Das Besondere an der Kamera ist aber eine bis zu 8grad weite Tiltverschiebung der Frontlinse die ohne Umbau des Objektives möglich ist. Scheimflug oder interessante Unschärfeverläufe gehören damit zum Repertoire der altwürdigen Rolleiflex.

Erste SL66 Gehversuche

Bevor es richtig los geht, wollte ich die Kamera richtig kennen lernen. Bei einer Internetrecherche nach einer Anleitung mußte ich feststellen, dass hier ein richtiger Handel mit den alten Heftchen getrieben wird. Unter 5Euro plus Versand ging da gar nichts.

Was ist denn hier los, gibt es denn da nur Geschäftsleute und keine Liebhaber? Nach einigem Stöbern bin ich aber doch fündig geworden und habe ein Manual, eine richtig schöne Reparaturanleitung und eine französische Originalanleitung gefunden. Damit bekommt man einen guten Überblick. Um den Geldhaien das Geschäft zu versauen stelle ich die Dateien ans Ende des Berichtes kostenlos zum Download bereit.

Wie geht es weiter mit der SL66

In einem folgendem Bericht werde ich euch einige Ergebnisse zeigen und Berichten wie es mir ergangen ist. Geplant ist erstmal mit einem Fuji-Provia-100F und Portra-160 einige Bilder zu machen. Alles andere wird sich dann zeigen.

Für noch mehr Informationen kann ich ich noch die Seite sl66.com von Jaap Roskam empfehlen. Dort gibt es einen Überblick über alle SL66 Modelle, Linsen und Zubehör.

Downloads

Wie die Rolleiflex 6002 in den Kameraschrank einzog

Ein Fotoblog, der viele Informationen zur Verfügung stellt. Insbesondere über Firmen wie Zeiss, Nikon, Canon, Leica, Sony, Olympus, Panasonic, Fujifilm, Sigma, Tokina, Tamron, Linhof. Ein Blog über Fotografie muß sich auch mit den größten Fotografen ihrer Zeit beschäftigen. Dies sind Anselm Adams, John Wilhelm, Steve McCurry, Tamina-Florentine Zuch, Corinne Vionnet, Thorsten Overgaard, Ragnar Axelsson, Tim Flach, Franziska Stuenkel, Man Ray. Auch andere Blogger aus der Fotografie sind hier einer immer gern gesehener Orientierungpunkt: Ming Thein, Der Stilpirat, Steffen Böttcher,  neunzehn72, Krolop & Gerst, kwerfeldein, gwegner. Die Foto Kunst darf natürlich auch nicht fehlen: Andreas Gursky, Thomas Ruff, Thomas Struth, Candida Höfer. Ausstellungen im Sprengelmuseum Hannover sind auch sehr schön.

8 replies on “ Rolleiflex SL66, ein Zufallsprojekt ”
  1. Endlich mal ein schöner Blog-Beitrag über die SL66! Ja, es gibt sie – die Fotografen, die diese Kamera immer noch benutzen! Ich hatte auch einen Cousin. Und kurz vor seinem (absehbaren) Krebstod schenkte er mir seinen kompletten SL66-Koffer mit vier wunderbaren Zeiss-Linsen…
    Ich habe diese Kamera liebgewonnen, habe mich mit der Hilfe von Herrn Bruer an die Macken der Magazine gewöhnt, und wer ein paar Scans der Negative sehen möchte, der schaue auf meine Homepage
    https://roland-muehler.de/wordpress/gallery-category/on-film/
    Ich habe auf meinem Blog auch über meine Rollei-Familie geschrieben
    http://blog.roland-muehler.de/die-rollei-schwestern/
    Und was mir besonders am Herzen liegt: Ich scanne die Negative nicht nur für Instagram – ich mache auch schöne Silvergelatin-Prints in der Dunkelkammer…

    1. Hallo Roland, ja, die SL66 macht Spaß und man sollte Sie in Ehren halten. Auf meinem Schreibtisch liegen gerade die ersten Positivfilme aus der SL66. Bald gibt es dazu einen Blogeintrag…..tolle Kamera…..

  2. Danke für die schöne Einführung. Ich arbeite mich als Fotografie-Neuling gerade über diese Kamera in die einzelnen Parameter ein. Greifbarer als im digitalen funktioniert das mit dieser wundervollen Analogen. Da kommen Dein Artikel und die downloads genau richtig.
    Allererster Film ist gekauft, fehlt noch die Traute. 😉
    Die Kamera ist auch ausgeliehen, übrigens.

      1. Die ersten drei Filme (2sw, 1 farbe) sind nun durh und gestern habe ich die sw-Abzüge abgeholt. Es zeigen sich jetzt ein paar Mängel (Blende klemmt, Rollo(?) an der Kamera, ebenso manchmal und natürlich jede Menge Mängel hinter der Kamera 🙂
        Der erste Film hat trotzdem eine schöne Ausbeute an Bildern gebracht. Erste Erkenntnis: gleich alles Digitalisieren lassen und auf CD mitnehmen…
        Was habe ich noch gelernt:
        1. Blauer Himmel ist in sw noch langweiliger.
        2. Zeit lassen, vor allem beim Scharfstellen.
        3. (Noch) näher ran ans Motiv.
        Schöne Grüße
        Ich bleibe dran.

  3. Erste Regel: Wenn man irgendetwas mit der SL66 macht, zuerst spannen. Anderenfalls sind Probleme vorprogrammiert bis zur Werkstattpflichtigkeit. Vorsicht im Umgang mit dem hochbetagten Balgen ist angeraten. Gelegentlich funktioniert der Filmfühler beim Einlegen nicht und der ganze Film wird durchgespult. Im Wechselsack manuell zurückwickeln und neuen Versuch starten – ist in der Regel erfolgreich. Beim Anbringen auf einem Stativ mit einfacher Schraube die Belederung nicht beschädigen. Wenn man die Belichtungskorrekturskalen neben dem Objektiv verstanden hat, ist der Handbelichtungsmesser bestens benutzbar. Ansonsten ist die Benutzung der Kamera auch heute (2024) noch ein Vergnügen

      1. Noch ein paar Tips:

        Dank der zusätzlichen pneumatischen Spiegeldämpfung ist die Kamera sehr laut, ruckt aber nicht besonders stark und lässt sich gut aus der freien Hand verwenden. Wenn man ein Stativ benutzt und das Motiv es erlaubt, bringt das Hochklappen des Spiegels vor dem Auslösen (Schiebetaste rechts) aber noch eine Verbesserung. Wegen des Gewichtes der größeren Objektive lernt man das Einbeinstativ zu schätzen.
        Bei weit ausgefahrenem Balgen wird das Objektiv nur von einer Zahnstange getragen. Schläge gegen das ausgefahrene Objektiv unbedingt vermeiden!
        Bei 1/8 Sekunde ist beim Verschlusszeitenknopf ein deutlicher Widerstand zu überwinden. Das ist bei allen SL66 so und kein Zeichen eines Defekts.
        Wenn einem eine SL66 in die Hände fällt, die sich trotz intakter Balgenbewegung nicht richtig scharf einstellen lässt, liegt es oft daran, dass die Einstellscheibe mit der Unterseite nach oben eingelegt wurde. Sucher herausnehmen, Einstellscheibe herausnehmen und mit der bisherigen Unterseite nach oben wieder einlegen und das Problem verschwindet.
        Wenn sich bei Verwendung eines schweren Objektivs (z.B. Distagon 4/40) die Kamera plötzlich nicht mehr auf unendlich einstellen lässt, hat das Gewicht die Kippfunktion am Balgen verstellt. Klemmschraube lösen, wieder zentrieren und Klemmschraube festziehen und die Sache geht wieder. Für dieses Objektiv lassen sich übrigens für die Hasselblad bestimmte Gegenlichtblenden verwenden (die Rolleioriginale sind nicht mehr aufzutreiben). Als Filter passt bei diesem Objektiv Bajonett 104. Bei den meisten kleineren Objektiven passt Bajonett VI.
        Man darf laut Service die Kameras gespannt aufbewahren.

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