Fototrend 2023, was kommt auf uns zu?

Fototrend 2023 interpretiert eigentlich jeder für sich. Für den einen sind es neue Kameras, die neue Photoshop-Version oder ein neuer Style bei Instagram. Von irgendwas lässt man sich inspirieren und dann wird es das bestimmende Fotothema im Jahre 2023.

Vielleicht ist es mehr die Antwort auf die Frage, was man 2023 fotografisch machen will. Also weniger Trend als viel mehr die riesige Lust sich der Fotopassion mit Enthusiasmus zuzuwenden.

Welche Fotovibes werden interessant

Schaut man ins WWW so setzt gerade TicToc den großen Trend. Videos statt Fotos. Selber erwische ich mich, da auch ein wenig mit zu machen. Ab und zu kleine MakingOff Videos mit dem Handy, schnell berarbeitet und raus damit. Aber ganz ehrlich. das ist es nicht für 2023, so richtig Spaß macht das nicht.

Landschaftsfotografie ist so das andere große Thema. Nur, es gibt soviel erstklassige Landschaftsbilder bei Instagram & Co. Ganz viel Topniveau. Aber am Ende ein Baum, ein Berg, eine Welle, schnell ist man übersättigt und gelangweilt. Das gleiche bei der Portraitfotografie.

Also wo ist die Herausforderung für nächstes Jahr. Ich kann mir gut vorstellen noch mal mehr über die Aufnahmetechnik nachzudenken. Gerne möchte ich dabei auch mehr bei Einzelwerken und kleinen Serien bleiben, also klar Foto statt Video. Mit welchem Workflow kann ich einen Style entwickeln und mich von diesen ganzen perfekten Instagrammbildern absetzen. Das ist doch eine interessante Challenge. Sowas macht Spaß!

Spiegellos oder DLSR, Handy oder Kompaktkamera

Diese Frage wird im Jahre 2023 nicht geklärt. Die Nikon D850 ist mein Hauptwerkzeug, die kann alles und das sehr, sehr gut. Es gibt in diesem Jahr überhaupt keinen Grund daran was zu ändern. Die Spiegelosen sind alles tolle Kameras, aber wenn ich mir die verfügbaren Objektive ansehe, mhmhmhmh. Ja, jetzt kommen wieder die Fotografen, die vom Lummensprung in Helgoland an einem Tag 2000 Bilder machen mit dieser gar so tollen Serienbildfunktion (hier mehr dazu). Ach der Autofokus und die Vogelgesichtserkennung, alles sagenhafte neue Tools. Macht das, alles in Ordnung, meine Kreativität wird allerdings nicht durch ein knatterndes Maschinengewehr mit Fokuserkennung angeregt.

Viel spannender finde ich die Frage Handy oder Kompaktkamera. Also mit Kompaktkamera meine ich sowas wie Ricoh GRIII, Leica Q2 oder Fuji V100F. Auf der einen Seite noch klassisches Bildcomposing, bei den Handys viel mehr intuitive Fotografie mit interessanten neuen Perspektiven. Mein Sohn sagt immer das ich mir bei der Handyfotografie viel weniger Gedanken machen soll, einfach drauflos. Daraus entwickelt sich dann ein neues Bildideal, weg von den immer wieder kehrenden Bildaufbauten der klassischen Fotografie. Die Frage finde ich so spannend das es auf jeden Fall ein Trend ist zu sehen was dabei raus kommt.

Der Megatrend ist Analog

Jetzt schüttelt der ganze Fotohandel mit dem Kopf oder fängt das leise Fluchen an. Warum sag ich das?

Bei meinen Reisen im Jahr 2022 habe ich noch nie so viele Analogkameras im Einsatz gesehen. Mir ist das nicht nur aufgefallen wenn ich mit der Linhof Technika unterwegs bin. Die Leute reagieren sehr positiv und neugierig auf die alte Kamera. Noch stärker war mein Eindruck in Lissabon und Berlin. In Lissabon saß mir plötzlich eine junge Frau mit einer CONTAX RTS gegenüber. In Berlin ganze Fangruppen mit Mittelformatkameras. Seit einem halbem Jahr bekommt man keine 135er Kleinbildfilme mehr, weil die Produzenten nicht liefern können. Kodak, die ihre Filme auf den alten Maschinen produzieren, wollen ihre Produktionskapazitäten für analogen Film verdoppeln. Leica bringt die analoge M6 wieder auf den Markt und die Gebrauchtpreise für 50 Jahre alte Rolleiflex TLR oder Hasselblad 500er Kameras steigen in den Himmel.

Ich bin mir sicher das dieser Trend sehr viel mit Neugier zu tun hat. Für junge Leute ist das ein neues fotografisches Thema welches interessant und spannend erscheint. Für mich ist es eine Widerentdeckung, auch wenn mir die Nachteile dieses Systems noch alle sehr bewusst sind.

Analoge Fotografie wird niemals wieder der Massenmarkt wie in den 1990er, das ist klar. Aber in den Gesprächen mit den CONTAX RTS-Usern und Rolleiflex-Fans bekam ich den Eindruck, das das viel mit Lebenseinstellung bzw „analogem Livestyle“ zu tun hat. Irgendwas zwischen Einzelbild statt Serienbilder, bewußt statt Intuitiv, Nachhaltig statt Masse.

Ob der Analogtrend am Ende zu besseren Bildern führt mag ich noch nicht glauben. Zu anderen Bildern aber auf jedem Fall. Vielleicht führt er uns aber auch nur zu den schönen Momenten wo man vor einem einzelnem Bild verharrt und sich über dessen Entstehung mit anderen austauscht. Mit Worten und nicht mit Likes.

Link: 2 Jahre mit der Linhof Technika, Analog pur

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